Die verborgene Hand Gottes: Warum Europa nicht mehr Israels gelobtes Land ist
Über ein Jahrzehnt lang haben Israelis nicht nur davon geträumt, ein Leben in Europa aufzubauen – sie haben es aktiv verfolgt, und sind zu Tausenden in Städte wie Berlin gezogen. Doch Europa hatte für die Israelis eine noch größere Anziehungskraft als die eines ständigen Wohnsitzes: Es war das ultimative Urlaubsziel, eine Quelle des Stolzes und der Begeisterung. Israelis sparten monatelang, nur um die Las Ramblas in Barcelona hinunterzuschlendern, triumphierend vor dem Big Ben in London zu posieren oder - was oft als das ultimative Glück angesehen wurde - ein Spiel ihrer europäischen Lieblingsfußballmannschaft live zu sehen. Diese Reisen waren Ehrenzeichen, sorgten für neidische Freunde zu Hause und bedeuteten Teilhabe an einer kosmopolitischen Welt, die zunehmend erreichbar schien. Wie tief diese großen Träume gefallen sind.
Vor allem die deutsche Hauptstadt wurde für junge israelische Fachkräfte, Künstler und Unternehmer zu einem Anziehungspunkt, die auf der Suche nach einem anderen Leben waren. Die Anziehungskraft war vielschichtig: Eine Flucht aus dem ständigen Schatten des Konflikts, deutlich niedrigere Lebenshaltungskosten und vor allem das Versprechen einer wirklich leistungsorientierten Gesellschaft, in der berufliche Fähigkeiten und persönliche Qualitäten mehr zählen als ethnische oder religiöse Herkunft.
Der „Berliner Traum“ bedeutete mehr als nur eine wirtschaftliche Chance. Für viele Israelis bot er die Chance, die regionalen Spannungen und die religiöse Politik, die das Leben in Israel oft beherrschen, hinter sich zu lassen. Sie fühlten sich von der kosmopolitischen Atmosphäre europäischer Hauptstädte angezogen, wo man sich in ein vielfältiges kulturelles Geflecht einfügen und in erster Linie nach individuellen Leistungen beurteilt werden konnte. Niedrigere Steuern, erschwingliche Wohnungen und die Abwesenheit der Wehrpflicht machten diese Vision eines entspannten, säkularen Lebensstils auch praktisch attraktiv. Sie sahen sich als Pioniere einer neuen Ära und ahnten nicht, dass sie deren offensichtliche Dämmerung miterlebten.
Der Albtraum beginnt
Die Angriffe auf Fans von Maccabi Tel Aviv im November 2024 in Amsterdam dienen als eindringliches Beispiel für die wachsenden Sorgen vieler Israelis, die nicht nur eine Umsiedlung, sondern auch kurze Besuche in Europa in Erwägung ziehen. Der Vorfall, bei dem organisierte Gruppen radikaler Islamisten in den Straßen Jagd auf jüdische Besucher machten, markiert eine erschreckende Eskalation antisemitischer Gewalt. Diese Angriffe waren keine spontanen Ausbrüche, sondern koordinierte Aktionen, die eine tiefere Krise in europäischen Städten widerspiegeln, in denen radikale islamische Elemente, oft aus Einwanderergemeinschaften stammend, zunehmend mutiger Juden ins Visier nehmen.
Die Ironie ist niederschmetternd: In Amsterdam, der Stadt, in der sich einst Anne Frank vor der Verfolgung durch die Nazis versteckte, suchen Juden wieder Schutz vor gewaltsamem Antisemitismus. Die Tatsache, dass jüdische Besucher 2024 Polizeischutz benötigen, um das Anne-Frank-Haus – ein Denkmal für den Holocaust – zu besuchen, stellt einen erschreckenden Moment dar, den nur wenige in Europa für möglich gehalten hätten. Wie ein Kommentator feststellte: Wenn ein Jude oder Israeli seine Identität in Amsterdam verbergen muss, wird schmerzlich klar, dass Europa seine dunkle Vergangenheit weder gelernt noch wirklich vergessen hat.
Ein Muster der Gewalt
Laut einer umfassenden Erhebung der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) aus dem Jahr 2023 hat das Ausmaß des Antisemitismus in Europa ein alarmierendes Ausmaß erreicht. Die Ergebnisse zeigen, dass 96 % der Juden in 13 EU-Ländern angeben, in ihrem Alltag Antisemitismus zu begegnen, wobei 80 % der Meinung sind, dass sich die Situation in den letzten Jahren verschlechtert hat.
Die Statistiken zeichnen ein düsteres Bild: Mehr als ein Viertel der jüdischen Befragten wurde innerhalb eines Jahres antisemitisch belästigt, während 7 % innerhalb von fünf Jahren körperliche Angriffe oder Drohungen erlebten. Die Situation ist so schlimm geworden, dass in Ländern wie Belgien, Frankreich und Ungarn zwischen 40 und 50 % der jüdischen Befragten aufgrund von Sicherheitsbedenken eine Auswanderung in Betracht gezogen haben. Dies sind nicht nur Zahlen - sie stehen für Tausende von jüdischen Familien, die täglich bedroht werden und darüber nachdenken, ihre Heimat zu verlassen.
Die Realität hinter den Statistiken
Die Ursache dafür ist unübersehbar: Viele muslimische Einwanderer kommen mit tief verwurzelten antisemitischen Überzeugungen aus ihren Herkunftsländern nach Europa, wo der Hass auf Juden oft systematisch gelehrt und kulturell verankert wird. Die Vorstellung, dass solche tief verwurzelten Überzeugungen einfach verschwinden würden, sobald sie europäischen Boden erreichen, hat sich als gefährlich naiv erwiesen.
Wie sich in Städten in ganz Europa gezeigt hat, verstärken sich diese Einstellungen oft, anstatt abzunehmen, insbesondere wenn sie durch radikale Imame und Moscheen verstärkt werden, die von Organisationen wie Katar finanziert werden, das auch die Hamas unterstützt. Dieselbe antisemitische Ideologie, die die Gewalt im Nahen Osten antreibt, wird in europäische Städte verpflanzt, wo sie in Angriffen auf lokale jüdische Gemeinden neuen Ausdruck findet.
Das Leben vor Ort: Eine Warnung aus Schweden
Die Erfahrungen von R. (Name aus Sicherheitsgründen geändert), einem 41-jährigen israelisch-jüdischen Gläubigen an Yeschua (Jesus), der nach Göteborg, der zweitgrößten Stadt Schwedens, emigrierte, verdeutlichen diese harte Realität. Den offiziellen Empfehlungen der Stadt folgend, verbirgt R. jetzt seine jüdische und israelische Identität und vermeidet jegliche identifizierenden Symbole oder Objekte.
„Die Situation verschlechterte sich schon lange vor dem 7. Oktober“, erklärt er und beschreibt ein verändertes Schweden, in dem demografische Veränderungen sogenannte „No-Go-Zonen“ geschaffen haben, in die sich sogar die Polizei kaum wagt und in denen die Gewalt der Migrantenbanden, einschließlich Mord, zur täglichen Realität geworden ist – wobei Juden oft gezielt angegriffen werden.
Ein besonders beängstigender Vorfall ereignete sich, als R. an einer Feier zum Unabhängigkeitstag Israels im Stadtzentrum teilnahm, die von einer christlichen Gruppe organisiert wurde. „Etwa 500 Muslime versammelten sich um uns herum und riefen Drohungen“, berichtet er. Doch was ihn noch mehr als die direkten Drohungen beunruhigte, war die Reaktion der Polizei – oder vielmehr deren Fehlen.
„Sie schienen mehr besorgt über mögliche ‚Islamophobie‘ und das Vermeiden verletzter Gefühle zu sein, als die bedrohten Juden zu schützen“, bemerkt er. Diese Priorisierung politischer Empfindlichkeiten gegenüber der Sicherheit der Juden hat sich in ganz Europa als ein wiederkehrendes Thema etabliert.
Auf die Frage, ob er eine Rückkehr nach Israel in Betracht ziehe, gibt R. zu, dass er „darüber nachdenkt, ins Land (Israel) zurückzukehren, getrieben von dem Wunsch, irgendwo ohne Feindseligkeit und Bedrohung zu leben. Der Trend zeigt, dass es hier nur noch schlimmer wird.“
Rückblick und Ausblick
Was einst als willkommenes Ziel galt, ist für viele zu einer Quelle tiefer Angst geworden. Die islamische Ideologie in einigen Einwanderergemeinschaften, gepaart mit dem, was viele als Zurückhaltung europäischer Behörden betrachten, diese direkt anzusprechen, hat die jüdische Lebenslandschaft in Europa grundlegend verändert. Öffentliche Plätze und Veranstaltungen, die einst als Gelegenheiten zur kulturellen Teilhabe betrachtet wurden, werden zunehmend als potenzielle Gefahren wahrgenommen.
Die Situation ist so ernst, dass viele Israelis inzwischen zweimal darüber nachdenken, ob sie in der Öffentlichkeit Hebräisch sprechen oder sichtbare Zeichen ihrer israelischen oder jüdischen Identität zeigen. Sogar der Besuch des Anne-Frank-Hauses in Amsterdam erfordert inzwischen Polizeischutz für sichtbar jüdische oder israelische Besucher – eine bittere Ironie, die denjenigen, die Europas verändertes Gesicht beobachten, nicht entgangen ist.
Der europäische Traum bedeutete für viele Israelis nicht nur eine physische Umsiedlung, sondern die Hoffnung, an einer multikulturellen Gesellschaft teilzuhaben, in der ihre jüdische und israelische Identität mit der europäischen Kultur koexistieren könnte.
Die Realität hat sich als weit herausfordernder erwiesen. In Amsterdam, einer Stadt, die einst für ihre Toleranz gefeiert wurde, sprechen die demografischen Daten eine ernüchternde Sprache: Die niederländische Bevölkerung ist auf 44 % gesunken, während die Stadt wachsende Einwanderergemeinschaften beherbergt, darunter etwa 80.000 marokkanische Einwanderer.
Die jüngsten pogromähnlichen Angriffe auf israelische Fußballfans verdeutlichten die Ernsthaftigkeit der Situation, wobei organisierte Gruppen gezielt Juden und Israelis ins Visier nahmen, was die örtlichen Behörden zunächst scheinbar nur zögerlich bereit waren, vollständig zu adressieren. Die meisten der Festgenommenen wurden schnell wieder freigelassen, was von einigen als Teil eines breiteren Musters europäischer Behörden angesehen wird, antisemitische Gewalt nur zögerlich zu bekämpfen.
Auserwählt?
In „Der Fiedler auf dem Dach“ flehte Tevje Gott mit dem bekannten Zitat an: „Ich weiß, ich weiß. Wir sind Dein auserwähltes Volk. Aber, einmal ab und zu, könntest Du nicht jemand anderen wählen?“ Seine Worte hallen bis in die heutige Zeit nach, wo sich Juden erneut als gekennzeichnet durch diese uralte Auserwähltheit wiederfinden – nicht in den Ghettos Osteuropas diesmal, sondern in den angeblich aufgeklärten Hauptstädten des Westens.
Die alten Prophezeiungen sprechen direkt zu diesem Moment: „Denn ich will euch aus den Heidenvölkern herausholen und aus allen Ländern sammeln und euch wieder in euer Land bringen.“, erklärt Hesekiel 36,24. Jesaja 11:12 prophezeit ebenso, dass Gott „die Verjagten Israels sammeln und die Zerstreuten Judas zusammenbringen [wird] von den vier Enden der Erde.“
Selbst die aktuellen Spannungen über das Land Israel wurden in Joel 3,2 prophezeit, wo von Gott gesagt wird, dass er Gericht über die Völker halten wird, die „sie unter die Nationen zerstreut und mein Land geteilt haben.“
R.s Geschichte erinnert, wie viele andere Geschichten jüdischer Menschen heute, an das jüdische Leben in Europa vor einem Jahrhundert. Damals wie heute wurden Juden in der europäischen Gesellschaft in beispiellosem Maße akzeptiert - sie wurden zu Ärzten, Rechtsanwälten, Künstlern und voll integrierten Bürgern, die glaubten, endlich ihren Platz in der europäischen Geschichte gefunden zu haben.
Auch damals erwies sich diese Zeit der Akzeptanz als tragisch kurz. Der Übergang von der Integration zur Verfolgung war schnell und verheerend und gipfelte im Holocaust. Die heutigen Juden in Europa befinden sich in einer unheimlich ähnlichen Lage - wieder müssen sie mit ansehen, wie aus dem anfänglichen Willkommensgefühl Warnzeichen und schließlich offene Feindseligkeit werden. Der Unterschied besteht darin, dass sie dieses Mal einen Ort haben, zu dem sie gehen können.
Europa war einst das „Mekka“ für viele Israelis – ein Ausdruck, der nun bitter umgekehrt wird. Der Kontinent, der Freiheit, Chancen und kosmopolitische Träume verkörperte, ist für viele Juden zu einem Ort geworden, von dem man eher flieht als zu dem man hinstrebt.
Vielleicht, so legen es die alten Prophezeiungen nahe, ist es Gott selbst, der hinter den Kulissen wirkt und den Blick seines Volkes von den Trugbildern des Mekkas weg und zurück nach Jerusalem, seiner wahren, ewigen Heimat, lenkt.
Tolik ist ein israelischer Produzent und Drehbuchautor mit einer vielfältigen Karriere in den israelischen Medien. Er hat für zahlreiche beliebte israelische Fernsehsendungen geschrieben und Beiträge für verschiedene Fernsehsender und Zeitungen verfasst und verfügt über einen Hintergrund in den Bereichen Drehbuchschreiben, Werbetexten und Werbung.